Die Idee

BALD MIT WALD?

Hinter den Tiny Forest Friends stehen wir als Interessengemeinschaft, die sich für die Pflanzung eines kleinen Waldes mitten im Bochumer Stadtteil Wattenscheid einsetzt. Unser Plan sieht vor, ein ehemaliges Betriebsgelände als Modell- und Forschungsfläche aufzuforsten. Damit wollen wir unser Klima verbessern, unsere Gemeinschaft stärken und unsere Heimatstadt schöner machen.

Diese Homepage soll unseren Wattenscheider Tiny Forest beim Wachsen begleiten und andere zum Mit- und Nachmachen animieren. Denn wo immer sich eine kleine Freifläche findet, kann ein Wald für frische Luft sorgen.

IRGENDWAS MIT BÄUMEN

Als es um Vorschläge für die zukünftige Nutzung des brachliegenden städtischen Betriebsgeländes in Wattenscheider Innenstadtlage ging, dachten wir sofort an Bäume. Sie sorgen für ein angenehmes Klima, für Schatten, für gute Luft, für mehr Insekten und Vögel sowie für eine gesunde und lebenswerte Umgebung.

 

Immer dringlicher machen in Wattenscheid den Wunsch nach Bäumen auch zahlreiche Verluste im alten Bestand. Viele große Bäume wurden in den letzten Monaten gefällt, weil sie krank und nicht mehr verkehrssicher waren. Andere, auch gesunde Bäume, mussten und müssen Neubauten weichen. Zudem leidet Wattenscheid noch heute unter den Nachwirkungen von Ela. Der Sturm hatte Pfingsten 2014 viele alte Bäume entwurzelt. Ausgleichende Nachpflanzungen gab es bisher kaum.

 

Irgendwas mit Bäumen musste es also sein. Da kam uns ein kleiner Wald in den Sinn und wir fragten uns, ob der auf das Betriebsgelände passen könnte. Von Tiny Houses, winzigen Häusern, hatten wir schon gehört. Analog dazu gaben wir ‚nur mal so’ Tiny Forest in die Suchmaschine ein: in 0,61 Sekunden lieferte sie ungefähr 314.000.000 Ergebnisse. Ein Treffer aus den Niederlanden passte perfekt.

MIYAWAKIS METHODE

Überzeugt hat uns das Konzept Tiny Forest® des niederländischen Vereins IVN Natuureducatie.
Es basiert auf den Vorgaben des japanischen Ökologen und Vegetationskundlers Dr. Akira Miyawaki, der jahrzehntelang die Wiederbelebung heimischer Wälder im urbanen Raum erforscht und propagiert hat. Miyawakis Methode für die Pflanzung ist in sechs klar strukturierte Schritte unterteilt und passt ideal zu unserem Standort – Die Idee für einen Tiny Forest in Wattenscheid war geboren.

DAS IST ERST DER ANFANG

Bereits im Januar 2021, als die Idee für einen Tiny Forest langsam Form annahm, haben wir die zuständigen Politiker und Ämter informiert bzw. in die Recherche mit einbezogen. Mitte Februar 2021 haben wir dann unsere „Bürgeranregung nach Paragraf 24 der Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen bezüglich eines Miniwaldes für Wattenscheid“ offiziell bei der zuständigen Bezirksverwaltungsstelle in Wattenscheid eingereicht.

Die Presse wurde parallel in unsere Pläne eingeweiht.

Die darauf folgende Resonanz hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Verbreitet wurde die Nachricht über unser Wattenscheider Tiny-Forest-Vorhaben über das Radio, das Regionalfernsehen sowie über Online- und Print-Medien. Inzwischen haben uns zahlreiche Anrufe von anderen Initiativen, von Vereinen, Schulen und Interessierten erreicht, die sich wie wir für ein besseres Klima und mehr Bäume engagieren und sich mit uns vernetzen wollen.

Die Wattenscheider Idee hat in kurzer Zeit weit über die Stadtgrenzen hinaus viele Freunde gewonnen. Es könnten noch viel mehr werden, wenn der Tiny Forest als Klima- und Umweltprojekt von Bochum beschlossen und zügig verwirklicht wird.

Die Aussichten für eine zügige Umsetzung der Idee waren zunächst vielversprechend. Ende April 2021 hatte sich das Umwelt-und Grünflächenamt in Bochum für den Tiny Forest ausgesprochen und der Bezirksvertretung einen entsprechenden Beschlussvorschlag unterbreitet. Bei der Sitzung der Bezirksvertretung am 11. Mai 2021 stand der Tiny Forest auf der Tagesordnung und wurde von den Mandatsträgerinnen und -trägern grundsätzlich positiv beurteilt. Der Beschluss wurde dennoch verschoben, da von den zuständigen Ämtern leider noch keine konkreten Vorschläge zur Größe und Lage des Tiny Forests vorgelegt wurden.

Die Verwaltung hatte damals Ämterworkshops und anschließende Bürgerbeteiligungsmöglichkeiten angekündigt, nach denen konkretere Vorschläge vorgelegt werden sollten. Bei den letzten Sitzungen der Bezirksvertretung vor der Sommerpause stand der Tiny Forest nicht auf der Tagesordnung. Bei der Sitzung am 7. September 2021 haben die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter leider immer noch keinen endgültigen Beschluss gefasst, aber in der Willenserklärung über den Tiny Forest niedergeschrieben: „Die Bezirksvertretung begrüßt diese Absicht grundsätzlich und fordert die Verwaltung auf, hierzu eine aktualisierte Beschlussvorlage vorzulegen. Sofern erforderlich könnten … bezirkliche Mittel bis zu einem Betrag von 15.000 Euro bereitgestellt werden.“

Die Verwaltung hatte konkrete Vorschläge bzw. Sachstandsberichte für Anfang Oktober 2021 versprochen und wir hatten gehofft, dass bei der Sitzung der Bezirksvertretung, die für den 26. Oktober 2021 angesetzt war, der Beschluss endlich offiziell gefasst wird. Leider stand der Tiny Forest an dem Tag wieder nicht auf der Tagesordnung. Vertröstet wurden wir mit der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung, die für den 30. November 2021 angesetzt war. Und endlich, zehn Monate nach dem Einreichen unserer Bürgeranregung, wurde an diesem Tag der Tiny Forest auf dem Betriebsgelände von den Mandatsträgerinnen und -trägern offiziell beschlossen. Ein erster Schritt ist gemacht, aber leider können noch drei bis vier Jahre bis zur Umsetzung ins Land gehen.

In Aussicht gestellt wurde von der Bochumer Verwaltung das Jahr 2024 oder sogar erst 2025. Als Begründung hieß es, hauptsächlich hänge das mit einer recht aufwendigen Planung des Abrisses der alten Gebäude (u. U. muss einer dort lebenden Fledermauspopulation eine alternative Nistmöglichkeit angeboten werden), der Prüfung des Bodens und der anspruchsvollen Bodenaufarbeitung zusammen. Das alles kostet viel Geld, das bereitgestellt, beschafft bzw. beantragt werden muss.
Wir bleiben dran!

 

GEMEINSAM FÜR DEN WALD

Finanziert werden muss der Wattenscheider Tiny Forest hauptsächlich von der Stadt, wenn möglich mit Hilfe von Fördergeldern aus Landes-, Bundes- oder EU-Mitteln. Wir als Bürgerinitiative wollen uns bei der Umsetzung weiterhin einbringen. Dabei setzen wir auf ein konstruktives Zusammenwirken, sowohl mit den Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung als auch allen anderen Menschen, die sich für den Wald engagieren. Wichtig sind uns Pflanz- und Pflegeaktionen in Gruppen aus Anrainern, Studierenden, Schulkindern und anderen Interessierten. Wir hoffen, dass dadurch die Wertschätzung für die Natur sowie die gemeinschaftlich geleistete Arbeit gefördert wird und ein nachhaltiges Umweltbewusstsein entsteht. Denkbar sind auch Spendenaktionen oder längerfristige Patenschaften für die Finanzierung der Pflanzen und Pflege.

JEDERZEIT WALDZEIT

 

Einen kurzen Waldbesuch zur Frühstückspause, eine lehrreiche Schulstunde in der Natur, eine wohltuende Waldzeit direkt vor der Haustür – schon bald könnte Bochum seinen Wattenscheider Bürgerinnen und Bürgern das ermöglichen. Als Fläche genügen einem Tiny Forest schon 200 Quadratmeter, gegen mehr ist nichts einzuwenden, und in Wattenscheid wünschen wir uns, dass 2.000 Quadratmeter der insgesamt 6.000 Quadratmeter des Betriebsgeländes mit einem Tiny Forest bepflanzt werden. Innerhalb weniger Jahre könnte sich hier ein Wald etablieren, der in die übrige als Parklandschaft gestaltete Fläche eingebettet ist.

Am Anfang wird der Wattenscheider Miniwald mit seinen jungen Setzlingen und einer dicken Schutzschicht aus Stroh nach fast nichts aussehen. Bereits nach drei Jahren wird er sich schon selbst erhalten können. Und sobald er groß ist, wird jeder einzelne Baum darin laut IVN bis zu 8.000 Liter Regenwasser speichern, den Kühleffekt von zehn Klimaanlagen leisten sowie das CO2 und den Feinstaub von 10.000 Kilometern Autofahrt absorbieren. Absolut ‚unberechenbar’ ist dabei das Wohlbefinden, das er bei seinen Besucherinnen und Besuchern auslösen kann.

Die METHODE

VIELFALT IM WALD

Wesentliche Merkmale des Tiny Forests sind die große Artenvielfalt und sein schnelles Wachstum. Für die sorgt der Konkurrenzdruck, der durch einen deutlich engeren Pflanzverband als in herkömmlichen Pflanzungen provoziert wird. Drei Pflanzen pro Quadratmeter gelten als gute Menge. Als Arten kommen alle Bäume, Sträucher und Stauden, die sich in unserer Region bzw. im Boden des Betriebsgeländes wohlfühlen in Frage. Die gilt es im Vorfeld in der Umgebung aufzuspüren und aufzulisten. Dabei sollten die Pflanzen, die sich im Umfeld als Gruppe bewährt haben, auch im Tiny Forest gemeinsam gesetzt werden. Die erforderliche Biodiversität gewährleisten ungefähr 30 bis 40 verschiedene Arten. Ihre Verteilung und Platzierung muss gründlich geplant werden, aber dabei unbedingt wie zufällig wirken, damit der Wald später ganz natürlich aussieht.

Die Bäume werden als Setzlinge in einer Höhe von 80 bis 90 cm in die Erde gepflanzt. Der Anteil an hoch wachsenden Laubbäumen liegt auf der Gesamtfläche dabei bei ca. 15 bis 20 Prozent. Kleiner wachsende Bäume übernehmen als Unterholz mit 40 bis 50 Prozent den Hauptanteil der Pflanzung. Sträucher werden mit einem Anteil von 25 bis 30 Prozent angesiedelt und Stauden sind mit acht bis zwölf Prozent vertreten.

WALD WILL WALDBODEN

Die wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Pflanzung eines Tiny Forests ist ein lockerer und durchlässiger Boden, der einem natürlichen Waldboden möglichst nahekommt. Eine besondere Herausforderung ist in diesem Zusammenhang der Boden des Wattenscheider Betriebsgeländes. Er besteht zum Teil aus Beton, Asphalt und Schotter. Bevor hier ein Wäldchen gepflanzt werden kann, muss der Untergrund entsiegelt, geprüft und sehr tief aufgearbeitet werden.

WACHSTUMSHILFEN

Ein Tiny Forest ist im Vergleich mit anderen Pflanzungen relativ genügsam. Bis er sich als stabiles Ökosystem selbst erhalten kann, muss er dennoch gepflegt werden. Ein Zaun schützt ihn vor dem Betreten und verhindert so zertrampelte Pflanzen und einen verdichteten Boden. Bedeckt werden muss dieser regelmäßig mit einer dicken Strohschicht, die ihn vor dem Austrocknen, vor Frost sowie Unkraut schützt und zudem beim Kompostieren wichtige Nährstoffe freisetzt. Das Unkraut muss gejätet werden, damit es nicht die Nährstoffe der priorisierten Pflanzung verbraucht und so ihr Wachstum verzögert. Drei Jahre können vergehen, bis das Laubdach so dicht ist, dass es ohne Hilfe den Waldboden vor zu viel Sonne schützen kann und bis das eigene Laub, herabfallende Äste und Saat die Nährstoffe für den Boden liefern.

Anfangs ist das Wässern insbesondere bei Trockenheit ebenfalls wichtig, es sollte aber höchstens wöchentlich erfolgen, damit die Bäume dazu angeregt werden, tief zu wurzeln. Nach zwei Jahren kann der Wald seinen Wasserhaushalt alleine regulieren.

Ein dauerhaftes Problem ist voraussichtlich Müll. Der muss laufend aus dem Wald geräumt werden.

Friends

Den Wattenscheider Tiny Forest befürworten Adelheid Jacob – Physiotherapeutin, Sigrid Schwittay – Kaufmännische Angestellte, Frank Winter – Journalist, Martina Laarmann – Kaufmännische Angestellte, Fritz Agildere – Schüler, Andreas Dudzik – Bühnenmeister, Carolanne Weidle – Lehrerin, Roland Weidle – Professor, Kornelia Schrinner – Bürofachangestellte, Leoni Höhle – Kaufmännische Angestellte, Erika Müller – PVB, Nina Laarmann – Dipl. Kommunikations- und Marketingwirtin, Angelika Wrobel – Hausfrau, Oliver Jacob – Hausverwalter, Daniel Basso – Musiker, Özen Gider – Fotografin, Sabine Gembalczyk – Sozialarbeiterin, David Pape – Übersetzer, Elke Steffen – Hausfrau, Dr. Michael Grosse-Büning – Zahnarzt, Anke Winckler – Kostümbildnerin, Özlem Agildere – Diplomingenieurin, Marion Ossendoth – Anästhesieschwester, Klaus Gutscher – Hausmann, Petra Schuff – Kaufmännische Baustellenabwicklerin, Udo Brennholt – Schulleiter, Sabine Napieralla – Dozentin, Eberhard Schrinner – Zimmerermeister, Dieter Wobben – Doktor der Ingenieurwissenschaften U.V.M.

Ein besonderer Dank gilt Özen Gider für die Gestaltung und Umsetzung der Homepage sowie ihre Fotografien, die sie für den Wattenscheider Tiny Forest unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat.

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